Bühnenwerke/Dramen

In der ersten Abteilung

befinden sich Werke, die in einem Zustand sind, wo sie jederzeit, von kleineren Korrekturen abgesehen, aufgeführt werden könnten.

Zu jedem Werk sind Erläuterungen beigefügt.

 

In der zweiten Abteilung

präsentiert der Autor Stücke, die nicht ganz wohlfeil in ein Repertoire des progressiven 21. Jahrhunderts eingefügt werden können oder vielleicht gar nicht. Es befinden sich auch Stücke darunter, die nicht mehr in ihrer gänzlichen Fassung erhalten sind. Von diesen Werken können nur einige zur Einsicht bestellt werden.

Vorwort zur ersten Abteilung

Von den 26 Stücken, die in der ersten Abteilung vorgestellt sind, handelt es sich bei fünf um Adaptionen von Werken aus der Feder von berühmten Dramatikern: KÖNIG LEAR, HAMLET und MACBETH von William Shakespeare und FAUST TEIL 2 von Goethe sowie RÄUBER von Friedrich Schiller. Und zwei Stücke basieren u. a. auf Fassungen von Hugo von Hofmannsthal, der diese nach Überlieferungen und Textvorlagen anderer schuf, welche Bernd Kurt Goetz seinerseits nun wieder adaptierte: JEDERMANN und ELEKTRA.

 

Goetz kontert mit Adaptionen sozusagen die Verfahrensweisen der zeitgenössischen Bühnen, die für Stücke, die schon aus einer etwas länger zurückliegenden Zeit stammen, völlig neue Lesarten kreieren und Spielweisen, die den Stoff radikal anders gestaltet daherkommen lassen. Dies geschieht nicht immer so, dass ein inhaltliches Verständnis befördert wird.

Goetz will mit seinen Adaptionen den Text in die jeweilige Jetztzeit schreiben und Vorgänge, die damals gewöhnlich waren und heute seltsam wirken, in eine zeitgenössische Gewöhnlichkeit übertragen.


Das passiert beispielsweise, wenn die Hexen in MACBETH oder DIE REINHEIT DES HERZENS Menschen aus dem Volk sind, die mit ihren Aussagen und Haltungen vergleichbare Verheerungen in den Sinnen von Macbeth anrichten wie die Hexen, oder der Geist in HAMLET oder
DIE UNENDLICHKEIT DER IRRTÜMER für die Figur des Hamlets auf der Bühne ein Geist bleibt, doch die Zuschauer wissen, dass hier dem Hamlet ein intrigantes Schauspiel vorgegaukelt wird, was Menschen inszeniert haben und kein Besuch aus dem Jenseits ist, in welchem der junge dänische Thronfolger seine überhitzten Gedanken bestätigt fühlt.

 

Sieben Stücke thematisieren Leben, Schicksal und Leistung von historischen Personen:

  • Katharina von Bora (1499-1552), Ehefrau von Martin Luther;
  • Kaiserin Adelheid (931/32-999), Ehefrau von Otto dem Großen;
  • Kaiser Otto, Kaiser des ostfränkischen Reiches (912-962);
  • Gertrud von Helfta, Mystikerin (1256-1301/02);
  • Minna Planer (1809-1866), Ehefrau von Richard Wagner;
  • Cosima Wagner (1837-1930), Ehefrau von Richard Wagner;
  • Richard Wagner, Komponist (1813-1883);
  • Mechthild von Magdeburg, Mystikerin (1207-1282);
  • Königin Editha (910-946), Ehefrau von König Otto

Drei der 26 Stücke beschäftigen sich mit allgemeiner Geschichte: 900 Jahre Magdeburger Dom (ZUM HIMMEL HOCH!), Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt (LAND OHNEGLEICHEN) und Geschichte des Weihnachtsfestes (DAS JAHR NULL).

Und eines der Werke ist ein Stück für die Puppenbühne nach dem gleichnamigen Kinderbuch DIE WOLKE MIT DEN KATERBEINEN von Ingeborg Feustel.

 

Von den 26 Stücken, die in der ersten Abteilung vorgestellt werden, sind sieben noch nicht aufgeführt.

Liste der Bühnenwerke der ersten Abteilung

(drei Damen und drei Herren)

Premiere 2008 und Vorstellungen im soziokulturellen Zentrum FEUERWACHE in Magdeburg;

Es existieren gekürzte Aufzeichnungen, die bei YouTube eingesehen werden können: Bürger Lear, Teil I und Teil II, Compagnie Magdeburg 09

https://www.youtube.com/watch?v=2wFuW_xik_I

https://www.youtube.com/watch?v=Wzjjt1Sorcg

 

BÜRGER LEAR ist eine Adaption des Stückes KÖNIG LEAR von Shakespeare. Ganz anders als der König, der sein Reich an seine drei Töchter aufteilt, macht der reiche Bürger Lear seinen drei Frauen, die nichts davon auch nur ahnten, sein Verhältnis zu ihnen und ihnen gegenüber öffentlich und will nun sein Vermögen auf sie aufteilen und jeweils eine Weile bei der einen und dann bei der anderen leben und versorgt sie gleichzeitig – was von einer diktatorischen Übergriffigkeit zeugt – mit Männern, die er selbst auswählte …Das Stück folgt in faszinierender Strenge dem Original des Engländers, obgleich es eine etwas sehr andere Geschichte erzählt. Das Werk ist äußerst amüsant und die Personage clever für kleinere Ensembles geordnet. 

(mindestens eine Dame und fünf Herren sowie fünf KleindarstellerInnen 2w/3m)

Premiere und Vorstellungen 2016 openair in der Möllenvogtei in Magdeburg;
Es existiert eine Aufzeichnung, die bei YouTube eingesehen werden kann: MACBETH oder DIE REINHEIT DES HERZENS, Compagnie Magdeburg 09: https://www.youtube.com/watch?v=PCEy3Ns_6mM

Diese Adaption des Stoffes von Shakespeare zeichnet sich dadurch aus, dass anstelle der Hexen das Volk den siegreichen Kriegern Macbeth und Banquo nach der Schlacht die schönen Versprechungen auf die Zukunft macht. Der Zusatz „Die Reinheit des Herzens“ drückt ein wesentliches Moment der Bearbeitung aus, weil diese Wert darauf legt zu zeigen,dass Personen im Ringen um Macht und Einfluss davon überzeugt sind, dass einerseits die Macht in ihren Händen besonders gut aufgehoben ist und andererseits ihnen (und den Ihren) irgendwie Macht und Wohlstand mehr gebühren als anderen, was man auch als Abwesenheit von Demut bezeichnen kann, Mangel an solidarischem Denken etc. Man kann zudem hinzufügen, dass alles Ringen um eine Deutungshoheit die jeweiligen Parteiungen dadurch auszeichnet, dass sie allesamt die Gewissheit in sich tragen, gerade sie würden wissen, was rechtens ist. Und als jene Kämpfe in den europäischen Breiten noch religiöser Art waren, wussten die jeweiligen Glaubensinterpretatoren ganz genau, was die wahren Gedanken und Absichten Gottes sind, als würden sie beständig mit ihm im direkten Austausch sein.

(zwei Damen, fünf Herren sowie mindestens zwei KleindarstellerInnen)

Premiere und Vorstellungen Sommer 2017 openair in der Möllenvogtei in Magdeburg;

Es existiert eine Aufzeichnung,  die bei YouTube eingestellt ist:

HAMLET oder DIE UNENDLICHKEIT DER IRRTÜMER, Compagnie MD 09

https://www.youtube.com/watch?v=2DoKCIRrqCk


Im Programmheft zur Aufführung der Hamlet-Adaption von Bernd Kurt Goetz schreibt der Autor im Jahr 2017:

„HAMLET ist für die deutschen Bildungsbürger der FAUST aus England. Mich interessierte daran, wer denn der Geist sein könnte, wenn wir mit den Augen derer schauen, die nicht an Geister glauben. Es muss sich um Menschen handeln, die Ziele verfolgen, welche nicht mit herkömm-lichen Mitteln zu erreichen sind. Hamlet aber glaubt an Geister, weil er sich nicht auf eine Interpretation von Menschen beschränkt, die nur Fakten akzeptiert, die wissenschaftlich abgesichert sind. Wir neigen inzwischen auch dazu, weil wir immer mehr bezweifeln, ob das, was wir an Informationen erhalten, stimmt. Und nicht wenige Menschen akzeptieren Theorien, die Verschwörungsszenarien verbreiten. Wie auch immer, aber das Misstrauen ist gesät. Wir alle sind verunsichert, was wir wem glauben können. Die Gegenwart treibt uns zurück in vergangene Zeiten, und wir denken darüber nach, ob unser Fortschritt nicht heimlich die Gebrechen aller menschlichen Gesellschaften in sich trägt, und wir vielleicht in unserer sozialen Verfasstheit nicht viel weiter gekommen sind als Cäsar, Otto der Große oder Bismarck. Abgesehen von Auto, Flugzeug, Computer oder Internet. Und dann kommt noch jemand oder etwas, vielleicht ein dauerhafter Ausfall aller Computer, schaltet uns den Strom für immer ab, und wir müssen wieder den Wolf jagen, weil er unsere Nutztiere frisst. Zumal sich die entsprechenden Ministerien schon aufgelöst haben, und ihre Mitarbeiter sich, mit Speeren ausgestattet, in den Lebenskampf verabschiedeten. Natürlich hätte man das Szenario auch in einem völlig neuen Stück darstellen können, aber dann würden sicher nicht so viel Menschen kommen. Man ist doch so gewöhnt an das, was man glaubt zu kennen, und ängstigt sich vor dem Fremden und Neuen. Auch heute und jetzt.“

Das Besondere an dieser Hamlet-Adaption ist, dass es sich bei dem Geist, der Hamlet erscheint, den menschlichen Ermessensvorstellungen des 21. Jahrhunderts folgend, um reale Menschen handelt, die Teil einer Intrige rund um den Hamlet sind.

(eine Dame und fünf Herren, die in ca. 20 Rollen agieren, je nach Fassung, sowie eine Kleindarstellerin)

Premiere und Vorstellungen im Sommer 2010 im soziokulturellen Zentrum Feuerwache in Magdeburg;

Bei YouTube sind zwei gekürzte Ausschnitte vom ersten Teil, bis zur Pause, und vom zweiten, nach der Pause eingestellt;

BÖRDEFAUST, Compagnie Magdeburg 09;

https://www.youtube.com/watch?v=GLh7vtHJ1qg

https://www.youtube.com/watch?v=GcV5DeZeAS0


BÖRDEFAUST Teil 2 ist einerseits eine Fortsetzung von BÖRDEFAUST Teil 1, aber andererseits werden auch Momente und Fabellinien von Goethes FAUST Teil 2 aufgenommen und adaptiert. Die beherrschenden Themen sind: Generationenkonflikt, die Stabilität der sozialen Systeme und die Macht des Geldes.

(eine Dame, sechs Herren und KleindarstellerInnen 2w/4m)

Premiere und Vorstellungen im Juli 2019 open-air in der Möllenvogtei in Magdeburg.

Es existiert ein Mitschnitt einer Vorstellung, der auf YouTube eingestellt ist: RÄUBER 2.0 oder AUCH SCHEITERN WILL GEKONNT SEIN. Compagnie Magdeburg 09

https://www.youtube.com/watch?v=UeGHAhsRT-g


Das Stück RÄUBER 2.0 ist eine Adaption der RÄUBERvon Friedrich Schiller. Die Adaption schwankt zwischen den Zeiten und zwischen Schillers RÄUBERN und ihrer totalen Neufassung, und irrlichtert umher zwischen den Auffassungen, wie man heute die Welt retten sollte.

Der Autor unterstellt, es geht nicht wirklich vorwärts, die Welt zu retten. Aber er ist dennoch voller Hoffnung, denn es gibt immer wieder welche, die wollen es wirklich, aber sie wissen nicht wie.

Das Stück entwirft Möglichkeiten, dem Dilemma zu entfliehen, und endet im Bilde dessen, dass uns nichts bleibt, als immer besser zu scheitern. Und besser scheitern erscheint als Fortschritt. Wir ringen beständig um etwas, was uns eigentlich nicht möglich ist. Wahrscheinlich scheitert die Menschheit endgültig, wenn alles in die Wege geleitet ist, nicht zu scheitern. So ist der Weg wichtiger als das Ziel.

Auf die Frage, was ist an Schiller heute aktuell, antwortete Rüdiger Safranski in DER SPIEGEL, Nummer 41 im Jahre 2004 wie folgt:
„Ein Beispiel nur: ‚Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt‘. Was bedeutet es, dass der Mensch spielt? Besteht nicht Zivilisation im Kern darin, möglichst viele Ernstfälle in rituelle, spielerische Ersatzhandlungen zu überführen? Wir spielen das Religiöse durch in der Liturgie, aus Sexualität machen wir Erotik, aus Aggressionen machen wir Wettkämpfe, aus wirklichen Schlachten werden Redeschlachten. Eine ganze Theorie des Parlamentarismus liegt in dieser Gesellschaftsspieltheorie. Wenn wir noch besser lernen zu spielen – so Schiller –, dann werden wir auch humaner. Die Brisanz dieser Thesen hat man meiner Ansicht nach bis heute nicht begriffen.“

(drei Damen, fünf Herren, KleindarstellerInnen und Statisterie)

Premiere 2011 und Vorstellungen im Innenhof des Magdeburger Doms;

Es existiert ein Mitschnitt einer Vorstellung durch den Fernsehsender BibelTV, der bei YouTube eingestellt ist: MITTELDEUTSCHER JEDERMANN; Compagnie Magdeburg 09

https://www.youtube.com/watch?v=RY6Msd-IUn4


Zwei Stimmen zu MITTELDEUTSCHER JEDERMANN im Programmheft:


Der Theologe Dr. Gerhard Begrich:
Hier ist manches anders und ganz neu gehört. Als Hugo Grotius (Philosoph 1583–1645) sein „etsi Deus non daretur“ schrieb, war er von der Tapferkeit und Mündigkeit einer aufgeklärten Welt überzeugt. Es galt ihm, „zu leben, als ob es Gott nicht gäbe“. Heute ist das „Leben ohne Gott“ zur gefährlichen Gleichgültigkeit und Dummheit geworden. Wir werden daran zugrunde gehen. Hoffentlich nicht. Dagegen hat Bernd Kurt Goetz seinen Jedermann geschrieben: „Und hoffen, dass es Gott in Wirklichkeit auch gibt, ER uns als Menschen liebt und uns die Heimat ist.“ Heimat ist also nicht der Ort, den wir verlieren. Es ist der Ort der Zukunft. Heimat liegt vor uns, ist da, wo wir überleben. Heimat ist – darin noch niemand war. Der Tod ist ihr Tor. Es ist ja nicht unser Tod, der uns schreckt, es ist der Tod derer, die wir lieben. Unendlicher Schmerz. Unser Tod ist Wehmut über die Schönheit der Welt. Der Tod macht das Leben, unser Leben, einmalig und unverwechselbar. Wir gehen immer nach Haus. Gott spricht: „Kommt wieder, Menschenkinder!“

Auf Erden so zu leben, dass uns (hier und dort!) der Himmel offen ist. Memento mori. Das ist gut für das Leben.


Der Autor Bernd Kurt Goetz:
Eine Verschränkung: 1911 – 2011
Im Mai 1911 starb Gustav Mahler und im Dezember 1911 wurde JEDERMANN von Hugo von Hofmannsthal im Zirkus Schumann in Berlin uraufgeführt. Mit der Aufführung des MITTELDEUTSCHEN JEDERMANN bedienen wir deshalb auch zwei historische Daten und zwischen beiden Ereignissen existieren Sinnverschränkungen:
Gustav Mahler thematisiert vielfach in Liedern und Sinfonien den Abschied des Menschen von der Welt, und er starb in dem Jahr, in welchem sich der JEDERMANN des Dichters Hofmannsthal anschickte, zu einer Art Kultstück zu werden. Und die Musik Mahlers entwickelte sich, nach Jahrzehnten harscher Ablehnung durch ein großes Konzertpublikum, inzwischen zu einer, die von den großen Orchestern bevorzugt dargeboten wird.

Sowohl bei Hofmannsthal als auch bei Mahler entscheiden sich die, die JEDERMANN oder eine Mahler-Sinfonie besuchen, nicht in erster Linie dafür, sich mit dem Phänomen des Todes zu beschäftigen, sondern für den Wohlklang der Mahler-Musik und den ästhetischen Schauer, den Hofmannsthal erzeugt. Die Menschheit kann sich also großen Sinnfragen auch so nähern, dass ein ästhetischer Genuss geschieht. Das ist auch das Ziel der Inszenierung MITTELDEUTSCHER JEDERMANN im Sommer 2011.

(drei Damen und vier Herren; u. U. Statisterie)

Premiere 2018 und Vorstellungen in der Möllenvogtei in Magdeburg;

Es existiert ein Mitschnitt einer Vorstellung, der bei YouTube eingestellt ist:

ELEKTRA oder WIDER DEN STROM DER RACHE; Compagnie Magdeburg 09

https://www.youtube.com/watch?v=2P1AE_3enkU


ELEKTRA basiert in Inhalt und Gegenstand auf dem archaischen Kreislauf von Rache und Hass (Auge um Auge, Zahn um Zahn). Der Rückgriff verschiedener Epochen auf diesen Stoff bezeugt, dass es durch die Jahrhunderte hinweg den Menschen offensichtlich immer wieder schwer gefallen ist, aus Kreisläufen hasserfüllten Handelns auszubrechen. Ein Blick auf die Gegenwart zeigt, das Problem ist nicht bewältigt.

Die Adaption transponiert Konflikte, die vor Jahrhunderten in eine gültige Form gebracht worden sind, aus einem anderen Erleben heraus in unsere Zeit.  Im Gegensatz zur aktuellen Theaterpraxis, die Werke radikal durch Regie zu unterlaufen, um Gegenwärtigkeit zu erreichen, bietet das Stück einen gänzlich neuen Text, der jedoch Struktur, Fabel und Gegenstand der ursprünglichen Literatur verteidigt.

Der Autor will nicht die große Weltpolitik thematisieren, aber er versucht Beziehungen im menschlichen Bereich abzuhandeln. Antike Dramen erzählen weltpolitische Zusammenhänge häufig als Familientragödien. Das erfährt in der Neufassung eine Fortsetzung.

(drei Damen)

Premiere 1999 in Magdeburg, dann deutschlandweit  gezeigt; 

Dieses Stück, in dem drei Damen alle Rollen geben, die es ermöglichen ein Porträt der Frau von Martin Luther zu entwerfen, welches fasziniert, was auch mit Hilfe von drei Stabpuppen geschieht, wurde 1999 von Gisela Begrich in Szene gesetzt und erreichte dann mehr als 20 Vorstellungen im Osten und Westen des wiedervereinigten Landes. Im Mittelpunkt der Performance brillierte die Hamburger Schauspielerin Friederike Brüheim als Titelfigur.

(mindestens drei Damen und zwei Herren)

Premiere: September 2001, Kaiser-Otto-Saal, Kulturhistorisches Museum Magdeburg

Als im Jahr 2001 in Magdeburg eine deutschlandweit dann große Beachtung findende Ausstellung zur Person des ersten deutschen Kaisers Otto  im Kulturhistorischen Museum der Stadt Magdeburg, Metropole des Landes Sachsen-Anhalt, vorbereitet wurde, stimmte die Museumsleitung dem Vorschlag der künstlerischen Leiterin der Theatergruppe  DIE SERAPHIME, Gisela Begrich, zu und bewilligte die Aufführung eines Stückes zum Leben Kaiser Ottos zweiter Ehefrau, der italienischen Königin Adelheid.

Das abendfüllende Werk wurde dann in mehr als zehn Vorstellungen unter der Regie von Gisela Begrich im Kaiser-Otto-Saal des Museums gegeben und erreichte eine beträchtliche Anzahl von Zuschauern. Friederike Brüheim spielte die Figur der Adelheid in ihrer wunderbaren und, auch wenn diese Schauspielerin nicht nationalen Ruhm erlangte, nahezu unnachahmlichen Art. Den Kaiser Otto verkörperte Ekkehard Schwarz.

(zwei Damen und eine Stimme)

Aufführungen 2003 in der Klosterkirche des Klosters Helfta und 2006 auf dem Katholikentag in Saarbrücken

Dieses Werk, welches eine gute Stunde dauert und das Leben und Schaffen der Mystikerin Gertrud von Helfta schildert, existiert in zwei Fassungen, deren Unterschiedlichkeit sich nur für Kenner der Materie der mittelalterlichen Mystik wirklich und vollständig erschließt. Beide Fassungen besitzen einen vergleichbaren Grad der Unterhaltung und ernsthaften Mitteilung.

Die erste Fassung wurde an dem Ort aufgeführt, an welchem Gertrud von Helfta von 1260/61 bis 1301/02 wirkte: Kloster Helfta bei der Stadt Eisleben und da in der Klosterkirche. Die zweite wurde auf dem Katholikentag 2006 in Saarbrücken gespielt. Die Schauspielerin Friederike Brüheim verkörperte die Figur der Mystikerin.

(eine Darstellerin oder zwei)

Premiere 2006 und zehn Vorstellungen im Saal des Gesellschaftshauses der Stadt Magdeburg sowie Gastspiele in Deutschland mit Unterstützung der Richard-Wagner-Gesellschaft Magdeburg

Das Stück berichtet aus dem Leben von Richard Wagner und besteht aus zwei Monologen seiner Ehefrauen Minna Planer (1809-1866) und Cosima Wagner (1837-1930). Die Spieldauer beträgt ca. zweimal 45 Minuten, dazwischen kann/sollte eine Pause sein.

Die Monologe sind treffliche Vorlagen für die jeweiligen Darstellerinnen. Die bisherige einmalige Inszenierung arbeitete mit zwei Darstellerinnen, einem Mann am Klavier und einem Sprecher zu Beginn des Abends, welcher sozusagen ins Werk einführte. Es ist aber auch vorstellbar, dass eine Schauspielerin sowohl den Monolog der Minna Planer vorträgt als auch den der Cosima Wagner und dass ohne Klavierbegleitung gearbeitet wird und ohne Sprecher.

(eine Dame und zwei Herren)

Premiere: 9. Oktober 2009 in der Festung Mark in Magdeburg

Das Werk, fast etwas zu kurz für eine abendfüllende Aufführung mit ca. knapp 90 Minuten, schildert das erste Engagement von Richard Wagner als Kapellmeister an einem Theater, und zwar in Magdeburg, in den Jahren 1834/35. Dabei lernt er die Schauspielerin Minna Planer kennen, mit der er bis zu deren Tod verheiratet war. Als die Planer 1866 in Dresden stirbt, befindet sich Wagner bereits in der Beziehung mit der Tochter von Friedrich Liszt, die damals noch verheiratet war mit dem Kapellmeister Hans Bülow.

(drei Damen und ein Herr)

Premiere im Mai 2008 in Magdeburg in der Festung Mark, auch Aufführungen im Kloster Helfta

Das Werk widmet sich dem Leben und Schaffen der Mystikerin Mechthild von Magdeburg. Sie formulierte grundsätzliche Themen der Frauenmystik originär und ursprünglich. Mechthild wurde vermutlich 1207/1210 auf einer Burg in der Nähe Magdeburgs geboren und genoss eine höfische Erziehung und Ausbildung. Sie brach aber mit dem ihr vorgezeichneten Lebensweg und ließ sich ungefähr im Jahr 1230 als Begine in Magdeburg nieder. 1250 begann sie mit ihren Aufzeichnungen zu „Das fließende Licht der Gottheit“.

1270 findet Mechthild von Magdeburg ihren Alterssitz im Kloster Helfta und stirbt dort 1282/1294. In der hier vorliegenden Szenenfolge wird als Geburtsdatum das Jahr 1207 anerkannt und als Sterbejahr 1294. Die Szenen versuchen Lebensstationen der Mechthild von Magdeburg nachzuzeichnen wie eine Auseinandersetzung auf der elterlichen Burg; ihre Ankunft in Magdeburg; ihre ersten Versuche, ihre Gotteserfahrungen niederzuschreiben; oder das Tribunal, wo sie sich verantworten muss. Die Szenen versuchen aber auch, Befindlichkeiten der Menschen von damals und der Menschen von heute zueinander in ein spannungsgeladenes und unterhaltsames Verhältnis zu setzen.

(zwei Damen und fünf Herren)

Premiere und Vorstellungen 2012 im Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums der Stadt Magdeburg;

Es existiert eine Aufzeichnung, die bei YouTube eingesehen werden kann:

EDITHA MY LOVE; Compagnie Magdeburg 09, Teil I und Teil II.

https://www.youtube.com/watch?v=q7lufxNX3Pk

https://www.youtube.com/watch?v=Ie2hkoFKXyo


Das Stück EDITHA MY LOVE thematisiert die Zeit zwischen 929 und 955. König Otto erinnert sich nach der Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 daran, wie er Editha kennenlernte. Im Mittelpunkt stehen die englische Königstochter Editha und ihr Gemahl Otto, ihre Gemein-samkeiten vom Kennenlernen 929 bis zum Tod der Editha im Jahr 946. Die Darsteller dieser beiden Protagonisten spielen nur jeweils diese Rollen, während die anderen vier Herren und die eine Dame in wechselnden Rollen zu sehen sind, wovon es 18 gibt.

(zwei Damen, sechs Herren und KleindarstellerInnen)

Premiere und Vorstellungen Sommer 2009 open-air im Innenhof des Magdeburger Doms;

Es existiert eine Aufzeichnung, die bei YouTube eingesehen werden kann:

ZUM HIMMEL HOCH!; Compagnie Magdeburg 09,

https://www.youtube.com/watch?v=MIlS-km7BiI


Anlässlich des 800-jährigen Jubiläums des Magdeburger Doms im Jahr 2009 wurde für die Aufführung im Innenhof des Doms ein Theaterstück geschaffen, das die Geschichte ebendieses Bauwerks zum Inhalt hat.

Schauspieler, Sänger und Musiker erzählen in Bildern, Szenen, Monologen und Liedern von tatsächlichen Fakten und Geschehnissen. Mittels realer und fiktiver Personen sowie allegorischer Wesen erfasst das Werk  zugleich die religiöse, mentale und philosophische Bedeutung des Gotteshauses für das Handeln und die seelische Befindlichkeit der Menschen der Stadt und der Region in Verlauf der Jahrhunderte.

Die zwei Damen, sechs Herren und zwei KleindarstellerInnen verkörpern mehr als 40 Personen aus der Geschichte, die in der Wendezeit ausläuft. Die restlichen Jahre werden in Form einer Führung durch den Dom versinnbildlicht.

(zwei Damen und vier Herren)

Premiere und Vorstellungen im Sommer 2013 im soziokulturellen Zentrum Feuerwache in Magdeburg;

Bei YouTube sind gekürzte Ausschnitte vom ersten Teil, bis zur Pause, und vom zweiten, nach der Pause, eingestellt;

https://www.youtube.com/watch?v=t3FyMdnGKE0

https://www.youtube.com/watch?v=mBmyV1JBgo0


Das ungemein unterhaltsame Werk erzählt die Geschichte der Gegend, die seit 1991 das deutsche Bundesland Sachsen-Anhalt bildet, und zwar an ausgesuchten Beispielen und Persönlichkeiten und Geräten. Es treten u. a. auf und/oder werden in Szene gebracht:

die Chefin einer Werbeagentur und ihre Mitarbeiter, Kaiser Otto, Königin Editha, Kaiserin Adelheid, Elisabeth von Thüringen und Landgraf Hermann sowie Personen des Sängerkrieges auf der Wartburg wie Walther von der Vogelweide, Eschenbach oder Klingsor, Katharina die Große,  General von Steuben, der Alte Dessauer, Martin Luther, ein Bediensteter auf der Wartburg, mehrere Teufel, Napoleon, Mutter und Vater von Richard Wagner, Minna Planer, Papageien, Richard Wagner, ein Tanzbär, ein Hund, Puppen aus der Firma der Käthe Kruse, Prinzipal Bethmann, Werner Tübke, Maschinen, Wasser und Gas sowie ein Durchlauferhitzer, den Hugo Junkers in Dessau produzierte, und eine Autowaschanlage …

(zwei Damen, drei Herren, vier KleindarstellerInnen, zwei Kinder)

Premiere im Juli 2015 und Vorstellungen openair in der Möllenvogtei in Magdeburg;

Es existiert eine Aufzeichnung, die bei YouTube eingesehen werden kann:

DAS JAHR NULL oder EINMAL WEIHNACHTEN HIN UND ZURÜCK 

Compagnie Magdeburg 09

https://www.youtube.com/watch?v=1svDRzskb3s


In dem Stück DAS JAHR NULL greift der Autor Bernd Kurt Goetz auf eine der wichtigsten und bedeutendsten Geschichten und die daraus entstandenen Traditionen des christlichen Abendlandes zu: die Geschichte der Geburt des Jesus von Nazareth. Das Stück bezieht sich damit auf biblische und historische Befunde der Ereignisse rund um die Geburt eines Kindes mit Namen Jesus und bettet sie ein in das profane Weihnachtsfest einer normalen Familie: Aus Eltern/Großeltern und zwei Kindern sowie dem Weihnachtsmannwerden Hirten, Engel, Herodes und andere Figuren eines Jahres Null. Der Gegenwartsbrauch des Weihnachtsfestes erfährt eine Gegenüberstellung mit dem Ursprung dieser Feier. Zeitgenössisches Ritual kippt um in große historische Vorgänge, gesichertes Wohlleben in bedrängte Verhältnisse, Festtagsstrapazen in Geschehnisse, die als Hoffnung interpretiert werden. Das Nebeneinander von Jetztzeit und überlieferter Vergangenheit macht auf die veränderten Werte unseres Daseins aufmerksam.

(zwei Damen und drei Herren sowie Statisterie/Kinder)

Premiere im Juli 2014 und Vorstellungen openair in der Möllenvogtei in Magdeburg;

Es existiert eine Aufzeichnung, die bei YoTtube eingesehen werden kann:

LEBEN. ENDLOS. EIN TRAUM.  Compagnie Magdeburg 09. Teil I und Teil II.

https://www.youtube.com/watch?v=74KpMQNmWyk

https://www.youtube.com/watch?v=FoBs9bHUD94


„Der Tod im Birnbaum“, „Der Tod im Apfelbaum“, „Der genarrte Tod“ oder auch die Geschichte vom Brandner Kasper und „Gevatter Tod“ sind Varianten aus Märchen und volkstümlichen Quellen sowie aus eigenständigen Entwürfen, welche nun radikal verändert und erweitert im Wesen folgendes Ereignis erzählen:

Der Mensch versucht, den Tod zu betrügen und sich zusätzliche Lebensjahre zu ergaunern/erwerben oder einen Vorteil im irdischen Dasein zu erzielen. Das scheitert jeweils, aber dieser Aufstand wider die Vergänglichkeit verbreitet Optimismus und schafft zudem gute Unterhaltung, denn die Auseinandersetzung mit dem Mythos unseres Lebens fasziniert und berührt das Publikum zugleich.

Die Beschäftigung mit dem Tod beinhaltet auch immer die Ausein-andersetzung damit, worin der Sinn eines menschlichen Lebens besteht. Der Sinnfrage sollte sich zukünftig besonders zugewandt werden, denn in ihrer kultiviert-humanistischen Beantwortung und Interpretation offenbaren sich Anregungen und Hinweise, im menschlichen Miteinander stärker auf geistige Ideale denn auf materielle zu setzen.

nach dem  Kinderbuch DIE WOLKE MIT DEN KATERBEINEN

von Ingeborg Feustel

Premiere und Vorstellung ab Januar 1994 am Städtischen Puppentheater Magdeburg

Es handeln im Stück: Ein Kater, Ein Hahn, Hühner, Eine Maus, Eine Hand, Ein Ziegenbock, Ein Hund, Eine Wolke, Ein Mann und Eine Frau. Für eine Aufführung als Puppenspiel reichen zwei Spieler.

Diese genannten 19 Werke wurden allesamt aufgeführt. Es folgen sieben Werke, die noch nicht aufgeführt sind:

(Sechs Damen, 19 Herren, KleindarstellerInnen und Statisterie)

Bislang nicht aufgeführt.

Dieses Stück schrieb der Autor im Jahr 1979. Da es eine so umfangreiche Personage aufweist, konnte es im Umfeld einer Freien Szene nicht aufgeführt werden. Es erzählt von einem Menschen, der auf der Flucht ist, weil er glaubt, etwas zerstört zu haben, aber im Verlauf der Geschichte verwandelt sich das Ereignis einer scheinbaren Zerstörung in die Innovation einer Neuschöpfung, so dass nach dem, der bislang als Übeltäter gesucht wurde, nun gefahndet wird, um ihn zu ehren. Die Handlung ist angesiedelt im Bauarbeitermilieu der 1970er Jahre in der DDR.

(Mindestens vier Herren und eine Dame)

Bislang nicht aufgeführt.

Das Werk schuf der Autor im Jahr 2002. Es trägt surrealistische Züge.

Bernd Kurt Goetz hält es für eines seiner besten Werke.

Für eine Aufführung braucht es sehr gute Schauspieler und ein Theater, welches über ein Publikum verfügt, das geistvolle, intellektuelle und absurde Aufführungen mag und somit auch besucht.

Das Umfeld, in welchem der Autor als einer wirkte, der seine eigenen Werke auf die Bühne brachte, schätzte Bernd Kurt Goetz für dieses Werk nicht als geeignet in der Menge ein, dass Depressionen bei den Künstlern auf der Bühne hätten vermieden werden können.

(Mindestens eine Dame und ein Herr)

Bislang nicht aufgeführt.

In diesem Werk, das 2003 entstand, bewegen sich Inhalt und vorgeschlagene Form in einer artifiziellen Höhe, denn eine Schauspielerin und ein Schauspieler sollen die jeweils für sie vorhandenen drei Rollen spielen. So verkörpern sie sowohl die, die ihren Partner/ihre Partnerin betrügen, als auch die, die von ihrer Partnerin/ihrem Partner betrogen werden.

Leider ist zu befürchten, dass dieses Werk niemals aufgeführt werden wird, weil die Entwicklung der digitalen Technik die Vorgänge, die in diesem Werk erzählt werden, in einer bestimmten Weise in der erforderlichen Art ausgehebelt/überholt hat.

(Das Stück erfordert elf Herren und fünf Damen sowie Statisterie.)
Bislang nicht aufgeführt.

Ebenfalls im Jahr 2003 entwickelte Bernd Kurt Goetz das Werk PEAU PUR. Es ist eine ganz abgedrehte und phantasievolle Version des Märchens DER NACKTE KÖNIG, die den Plot so erzählt, dass er seine Zeitlosigkeit auf neue Art definiert.

(Vier Herren und eine Dame)

Bislang nicht aufgeführt.

Das Werk schrieb Bernd Kurt Goetz im Jahr 2004. Es zählt aus seiner Sicht zu seinen schwächeren Texten. Aber wie will denn ein Autor so etwas einschätzen?

Der Inhalt besteht aus einem Dialog eines Ehepaars, dem man anmerkt, wie schwer sie mit ihrer Intellektualität und Gemeinsamkeit in einer Ehe auf die Dauer zurechtkommen, welche nicht durch gesellschaftliche Anerkennung Legitimation erfährt. Dieser Dialog wird nach einiger Zeit beständig durch drei Herren unterbrochen, die sich in die Gespräche des Paares einmischen. Diese drei Herren treten unvermittelt aus Schränken und Wänden auf.

(Zwei Damen und drei Herren sowie Statisterie)

Eine Aufführung fand bisher noch nicht statt, gleichwohl das Stück für den Sommer 2020 verbindlich geplant war, was aber dann infolge der Corona-Zeit nicht realisiert werden  konnte.

Welchen Aussagen in den Medien, aus den Mündern von Politikern und Wissenschaftlern sowie Fachleuten jeglicher Art kann ich eigentlich vorbehaltlos trauen? Wie ermittle ich, wem ich tatsächlich glauben kann? Ist etwas, was mir als Bürgerin oder Bürger dargestellt wird, wirklich so, wie es mir dargestellt wird, oder verfolgt mit dieser Darstellung eine Regierung und/oder eine Anzahl von Persönlichkeiten damit Ziele, die dann mein Nachteil sind, so wie es in Verschwörungstheorien geschildert wird. Wie kann ich mich in einer immer komplizierteren Welt davor schützen, bestimmte Vorgänge falsch einzuschätzen? Oder ist dies überhaupt nicht möglich?

Im Stück DER FAMILIENMENSCH versucht die Mittelpunktfigur Hans Wurst alle diese Unsicherheiten auszuschließen, indem sie ihre Familie und ihren Freundeskreis zu einem Hort des Wissens und des Vertrauens entwickeln will. Aber geht denn das? Funktioniert die moderne Welt so? Das Stück ist ein großer Spaß über die Bewältigung der großen Fragen der Gegenwart – von der Bewohnbarkeit der Erde bis zum Kampf um einen Termin beim Facharzt – innerhalb einer Familie.  Die Zuschauer sollen über die zerbrechliche Schönheit ihres wunderbaren Lebens lachen, aber auch im Lachen erfahren, zu welchen ernsten und verheerenden Folgen unser Beharren auf Wohlleben führt bzw. schon geführt hat.

Die Gefährdungen, denen der Mensch im tagtäglichen Dasein ausgesetzt ist, indem Fakes für bare Münze genommen werden wie auch umgekehrt, charakterisieren Stück und Aufführungen zusätzlich zu Thema und Plot mit dem ästhetischen Mittel, dass einige Darsteller mehrfach die Figuren wechseln, die sie darstellen, sowohl als dramaturgisches Ereignis als auch als spielerisches. Der Zuschauer erfährt zu seiner Erheiterung im Stück, was er im Dasein als unerwünschte Erregung abwehren muss und mental verarbeiten.

Es ist beabsichtigt gewesen, dem Stück DER FAMILIENMENSCH im Späteren einen zweiten Teil, der inhaltlich ankoppelt, folgen zu lassen:

EIN KRIEGER GOTTES AUF ERDEN (Arbeitstitel)

Im Programmheft zur Aufführung 2020 sollte der Satz/das Statement des Autors stehen: „Jedes Stück von mir soll beitragen, den Untergang der Menschheit besser zu ertragen.“

Aber es kam ganz anders, und das Stück wurde, weil die COMPAGNIE MAGDEBURG 09 aus mannigfachen Gründen ihre Initiativen einstellte, auch 2021 nicht aufgeführt und auch nicht 2022, und es wird wohl auch auf nicht absehbare Zeit so bleiben. Und so muss der Autor seinen eigenen Untergang ertragen lernen.

Solostück

Eine Aufführung fand bislang noch nicht statt.

Das Stück erzählt die Geschichte des Apostels Paulus bis in die jeweilige Gegenwart des Vorstellungstages. Paulus ist nun ein Wesen, das das ewige Leben erreicht hat und dies ermöglicht ihm, seine eigenen Visionen, seine Besessenheit, seinen Eifer und sein generelles Denken zu überprüfen und neu zu justieren.

Das Stück diskutiert auf phantasievolle und zugespitzte Weise das Problem, wer und was Gott ist und ob wir ihn brauchen und wenn ja, warum.

Vorwort zur zweiten Abteilung

Während alle in der ersten Abteilung genannten aufgeführten Werke mit einem Personal auf die Bühne gebracht worden sind, welches überwiegend, mit wenigen Ausnahmen, ein ausgebildetes gewesen ist (Schauspielausbildung oder jahrelange Bewährung im Schauspielfach) und meist über Castings engagiert wurde, wurden die hier in der zweiten Abteilung genannten Stücke und deren Figuren in der Mehrzahl von Aktricen und Akteuren gespielt, die über eine gewisse Begabung verfügten oder aus dem semiprofessionellen Umfeld kamen.

 

Im Studentenwohnheim Berlin-Biesdorf gelangten bei Faschingsveranstaltungen in den Jahren zwischen 1972 und 1975 die folgenden Stücke an die Öffentlichkeit: POTZ MEKKA UND MEDIENA, HAMLET sowie FAUST (in gleichberechtigter Autorenschaft mit Thomas Sorge). Diese Aufführungen, jedes Stück jeweils nur einmal, werden nicht in die Zahl der aufgeführten Werke einberechnet, und sie werden auch nicht als einzelne Werke in der folgenden Liste (Liste der Stücke der zweiten Abteilung) genannt.

Des Weiteren entwarf, schrieb und studierte Bernd Kurt Goetz drei Werke für das Gehörlosen-Theater ERNA HAN ein, welche auch nicht in die Zählung gelangen und auch nicht im Detail beschrieben werden. Wer möchte, kann freilich jeweils noch diese sechs Werke sowohl in der Rubrik geschaffen als auch aufgeführt dazuzählen.

 

Zwei weitere Werke in dieser zweiten Abteilung besitzen jeweils ein Alleinstellungsmerkmal, was sie von allen Stücken, die Bernd Kurt Goetz schuf und inszenierte, unterscheidet. Es sind zwei Werke, die für die Aufführung auf Straßen und Plätzen geschaffen worden sind. Sie haben beide eine ungefähre Spieldauer von 25/30 Minuten oder vielleicht auch mehr. Diese Spieldauer hängt im Rahmen eines Markttreibens eben auch sehr davon ab, was vor der Bühne geschieht und in deren Umfeld.

Die beiden Straßentheaterstücke LEBEN, LIEBEN UND STERBEN DER JUNGFRAU EMMA VON ZIEGENRÜCK und DIE VERIRRUNG UND DIE BEKEHRUNG DES DOKTOR JOHANN FAUST entstanden 1986 und 1988 und wurden auch in diesen Jahren aufgeführt.

  

Zwei Stücke sind Szenenfolgen oder Collagen, die ausschließlich Facetten eines bestimmten Themas aufspüren:

In TRINKN WIR NOCH EIN TRÖPFCHEN handelt alles von der Verführung zu und Folgen von Alkohol. Und in BIST DU NICHT WILLIG heißt die Thematik, welche sehr umfassend untersucht wird, Gewalt. Beide Collagen sind dennoch sehr unterhaltsam, einfallsreich, aber auch in einem gewissen Umfang nicht ohne pädagogische Potenz. Überhaupt tragen alle hier aufgelisteten Stücke, die sehr unterschiedlich sind, experimentellen Charakter, beinhalten wunderbare Einfälle und kommen in vielen Szenen und Brüchen sehr überraschend daher.

 

Das, experimentell zu sein, wunderbar in den Einfällen und überraschend im Detail etc. trifft auf ganz besondere Weise auch auf die beiden Stücke DIE GELIEBTE IM RUCKSACK UND DER HUND HINTER DER TÜR sowie BUSFAHRER ZWISCHEN ZEITEN UND DINGEN zu. Diese beiden Stücke wurden gemeinsam mit SchülerInnen der Realschule und des Gymnasiums in Wolmirstedt vom Autor in Szene gesetzt und im soziokulturellen Zentrum BÜRGERHAUS aufgeführt. Beide Werke sprühen geradezu von Einfällen und eignen sich fürderhin für Aufführungen.

 

Die Stücke/Collagen TRINK’N WIR NOCH EIN TRÖPFCHEN und BIST DU NICHT WILLIG sowie vor allem BÖRDEFAUST wirkten prinzipiell innovativ auf die Herausbildung einer Freien Magdeburger Theaterszene in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Die Werke DIE GESCHICHTE MAGDEBURGS IN EINER VORSTELLUNG sowie DON KIJOTE FOR SACHSEN-ANHALT beschließen 2005 und 2007 die Phase, dass Werke von Bernd Kurt Goetz in der Stadt von semiprofessionellen Akteuren gespielt worden sind.

Liste der Stücke der zweiten Abteilung

(eine Dame und zwei Herren)

Stück für das Spiel auf Straßen und Plätzen

Premiere Oktober 1986

(eine Dame und zwei Herren)
Stück für das Spiel auf Straßen und Plätzen

Premiere Oktober 1988

(zwei Herren und ein Kleindarsteller)

Premiere und Aufführungen 1993 im Innenhof der Galerie Süd in Magdeburg und Gastspiele;

Szenenfolge/Collage beschäftigt sich mit dem Thema Alkohol.

(zwei Damen, drei Herren und Kleindarsteller)

Premiere und Aufführungen 1994 im Innenhof der Galerie Süd in Magdeburg und Gastspiele;

Szenenfolge/Collage beschäftigt sich mit dem Thema Gewalt.

(drei Damen und sechs Herren)

Premiere und Vorstellungen 1995 im Innenhof der Galerie Süd sowie im soziokulturellen Zentrum Feuerwache in Magdeburg;

Adaption des FAUST von Goethe, welche sehr lokal- und zeitbezogen gearbeitet war und viel Erfolg brachte.

Bei der Premiere dieser Inszenierung trat der Autor erstmals in der Pause als Pause auf, was sich später bei Sommertheateraufführungen zu einer legendären Besonderheit entwickelte. Die Pause in Gestalt des Autors begann mit ihrem Spiel zu Beginn der Pause und endete mit der Fortsetzung der Aufführung nach der Pause. Das Publikum wurde humorvoll und zwanglos miteinander bekannt gemacht, gewürdigt und kommunikativ einbezogen.

(Spiel für ca. sieben DarstellerInnen)

Premiere im Mai 2003 in Wolmirstedt;

Dieses Stück ist einfach ein völlig verrücktes. Sieben Personen spielen alles. Dieses Bühnenstück benötigt nicht nur keine Dekoration, sondern erfordert, jegliche Dekoration zu spielen. Menschen, Gegenstände und Tiere genießen im Spiel Gleichrangigkeit. Es existiert kein Unterschied zwischen belebten und unbelebten Dingen. Das Stück lässt allen Raum der Welt für andere und neue Erfindungen. Viele Regieanweisungen sind belanglos und dienten dem Autor nur, Orientierung in seinem Werk zu finden.

(Fünf Herren und vier Damen, ein Statist)

Premiere im Juni 2004 in Wolmirstedt;

Allein die Personage liest sich abenteuerlich:

Darsteller 1, Darstellerin 2, Darstellerin 3, Darstellerin 4,                                       Darstellerin 5, Darsteller 6, auch ein Ferkel, und sehr jung,                           

Ein Fleischer, Erster Busfahrer, Ein Tiger, allesamt durchaus jung, aber nicht bindend, Zweiter Busfahrer, auch Cop/KOB (Kontaktbeamter),

ein schon älterer Mensch 

Ein Ausschnitt aus dem Drama:

3. Das Buch

(Erster Busfahrer schleicht zu einem Buch, welches aufgeschlagen auf der Bühne sich befindet.)

Erster Busfahrer: (Er liest daraus vor.) Ein vollbesetzter Reisebus kam auf regennasser Fahrbahn von der Fahrspur ab und prallte zuerst gegen die Mittelplanken, dann geriet er auf die Bremsspur und stürzte eine Böschung hinab, wo er sich überschlug. Mehr als 20 Menschen, die allesamt diese Reise in den Süden bei einem Preisausschreiben gewonnen hatten, verstarben am Unglücksort. Der, der dies gelesen hat, wirkt nun sehr traurig und verlässt sehr traurig die Bühne. (Erster Busfahrer verlässt traurig die Bühne, aber kehrt sofort wieder zurück.) Was ist denn das für ein komisches Buch! (Liest wieder in dem Buch.) Der Mensch von vorhin kehrt zurück und liest kopfschüttelnd in dem Buch. Er sagt: Was ist denn das für ein komisches Buch. Darauf geht er wieder ab. (Stellt das Lesen im Buch ein.) Ich kann mich doch nicht immer so verhalten, wie es in diesem Buch steht. Das Buch macht mir Angst!

Stück für Clowns

(Eine Dame und sechs Herren)

Premiere im Sommer 2005 im Garten der Lukasklause in Magdeburg

Alle Personen sind Clowns, und diese erzählen die Geschichte der Stadt Magdeburg seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 805 anhand bedeutsamer Ereignisse und Personen.

Bei der Inszenierung dieses Stückes wurde erstmals die Idee des Autors verwirklicht, die Sponsoren und Förderer der Produktion mit originellen und zur jeweiligen Handlung passenden Werbepassagen zu publizieren und zu ehren, was bei späteren Sommertheateraufführungen hin und wieder auch stattfand.

Volkstümliches Stück in Reimen

(Zwei Damen und fünf Herren)

Premiere und Vorstellungen im Sommer 2007 im soziokulturellen Zentrum FEUERWACHE in Magdeburg;

Die Adaption des klassischen Stoffes von Cervantes vollzieht sich vor allem über die komisch-tragische Haltung des edlen Ritters, weniger über wirkliche Vorgänge aus dem Roman oder Handlungen oder Konstellationen. Deshalb geschieht die Schreibung des Don Kijote verfremdet zum Original.

Dennoch sind Anleihen aus dem Roman vorhanden:

         der Kampf gegen die Windmühlen umgebaut in eine Geschichte der Auseinandersetzung um erneuerbare Energien;

         der Wahrsager mit dem Affen auf der Schulter;

         die Niederlage des Don Kijote am Ende;

         die verklärende Anbetung der Dulcinea.

Der Ritter, hier ein bemühter Bürger aus Sachsen-Anhalt, gerät mit seinen Normen in Konflikt mit der deutschen Gesellschaft, aber vor allem mit der von Sachsen-Anhalt.  

Es dominieren Widersprüche wie Ideal und Wirklichkeit, Vorstellungen und Realität, Wünsche und tatsächliche Möglichkeiten. Diese Widersprüche werden so frappant pur genommen, dass daraus Spaß, Heiterkeit und geistige Unterhaltung erwächst.

(Eine Dame und zwei Herren)

Spielfassung für Kinder frei nach dem bekannten Märchen

Premiere und Aufführung als Weihnachtsmärchen in Zusammenarbeit mit dem Gehörlosen-Theater Erna Han

Anmerkungen zur Aufführungspraxis:

Es ist möglich, das Stück mit den drei Personen Igel-Frau, Igel-Mann und Hase zu spielen, aber auch mit einer großen Statisterie. Der Darsteller des Igels sollte Klavier spielen können.

Auch die Szenen, wo (scheinbar) mehr Personen benötigt werden, sind in der Dreier-Kombination zu bewältigen, so zum Beispiel durch geschickten Einsatz von Ton-Collagen.

Ein Fazit

36 dramatische Werke; davon 29 aufgeführt; in drei dieser Werke spielte Bernd Kurt Goetz nicht mit.

Nicht dazu gerechnet wurden Kabarettprogramme und Solostücke kabarettistischer und anderer Art des Autors Bernd Kurt Goetz, in denen er allesamt mitwirkte.

Alle Werke können Sie beim Autor Bernd Kurt Goetz zur Einsicht anfordern: kabagoetz@gmx.de oder 0171 700 41 40

Alle Bühnenwerke sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne schriftliche Vereinbarung mit dem Autor Bernd Kurt Goetz weder aufgeführt werden noch bearbeitet.